„Gewalt in der Kindheit hat denselben Stellenwert für die Psychiatrie wie Zigarettenrauchen für die restliche Medizin.“, so der ehemalige Präsident der APA Steven Sharfstein. Auch wenn heute allgemein bekannt ist, welch hohe transdiagnostische Bedeutung belastende Kindheitserfahrungen und intrusive Erinnerungen daran für die Ätiopathogenese psychischer Störungen von der Psychose über die Depression bis hin zur Persönlichkeitsstörung haben, bleiben Unklarheiten und Herausforderungen. So wurden die Kriterien der ICD-11 für die posttraumatische Belastungsstörung bewusst enger gefasst, auch um einer Tendenz entgegenzuwirken, jede psychische Störung vor dem Hintergrund belastender Erfahrungen ungeachtet ihrer Phänomenologie als PTBS zu labeln. Doch welche empirisch fundierten Behandlungskonzepte stehen für die große Zahl von Patient:innen zur Verfügung, die multiple belastende Lebenserfahrungen, Intrusionen, Spontanregressionen, Beziehungsstörungen, Suizidalität und Hospitalisierungen aufweisen, aber eben kein Wiedererleben traumatischer Erinnerungen im Hier und Jetzt wie bei der PTBS?
Im Rahmen der Fortbildung soll ebenso auf spezifische Veränderungen der sozialen Kognition dieser sehr belasteten Patientengruppe wie auf konkrete, wirksame Behandlungsstrategien aus dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) eingegangen werden.
Die Referentin: Dr. Lena Sabaß ist Verhaltenstherapeutin und zertifizierte CBASP-Therapeutin und -Trainerin sowie in fortgeschrittener Weiterbildung für die Fachkunden in analytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie. Sie ist als ambulante Psychotherapeutin in München sowie als Gastwissenschaftlerin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Bereichen persistierende Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Kindheitstraumata und Bindung.
L iteratur:
- Sabaß, L., Padberg, F., Normann, C., Engel, V., Konrad, C., Helmle, K., et al. (2018). Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy as group psychotherapy for chronically depressed inpatients: a naturalistic multicenter feasibility trial. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 268(8), 783–796.
- Brakemeier, E.-L., Dobias, J., Hertel, J., Bohus, M., Limberger, M. F., Schramm, E., et al. (2018). Childhood Maltreatment in Women with Borderline Personality Disorder, Chronic Depression, and Episodic Depression, and in Healthy Controls. Psychotherapy and Psychosomatics, 87(1), 49–51.
- Jobst, A., Brakemeier, E.-L., Buchheim, A., Caspar, F., Cuijpers, P., Ebmeier, K. P., et al. (2016). European Psychiatric Association Guidance on psychotherapy in chronic depression across Europe. European Psychiatry, 33(1), 18–36.
Wichtige Hinweise:
- Fortbildungspunkte der Bayerischen Landesärztekammer werden beantragt
- Die Teilnahme steht nur einem Fachpublikum offen (Ärzt:innen, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Krankenpfleger:innen, Körpertherapeut:innen, Kunsttherapeut:innen, Musiktherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen, Physiotherapeut:innen, Einsatzkräften etc. sowie Student:innen und Auszubildenden der entsprechenden Disziplinen)
- Der reduzierte Teilnahmebeitrag steht auch Kolleg:innen offen, die Bürgergeld o.Ä. beziehen
- An einem Zoom Meeting teilnehmen: wie geht das? Bitte beachten Sie, dass wir keinen technischen Support anbieten können. Wir bitten Sie daher, bereits im Vorfeld zu prüfen, ob Hardware und Konfiguration Ihres Endgerätes eine Teilnahme erlauben.
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