INDUSTRIEKULTUR vor Ort | Herbstfest an der Mühle "Paula"

INDUSTRIEKULTUR vor Ort | Herbstfest an der Mühle "Paula"

Herbstfest an der Mühle „Paula“ mit Mühlenbesichtigung und Mühlenbrot

Von Forum Industriekultur e. V.

Datum und Uhrzeit

So. 6. Okt. 2024 12:00 - 17:00 CEST

Veranstaltungsort

Windmühle Paula Steinhude

An der Windmühle 31515 Wunstorf Germany

Zu diesem Event

  • 5 Stunden

Herbstfest an der Mühle „Paula“


Der „Verein zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle e.V.“ unter Vorsitz von Rüdiger Hagen veranstaltet am 6. Oktober wieder das beliebte Herbstfest in der Mühle und rund ums sie herum. Von 12 bis 17 Uhr kann "Paula" im Mahlbetrieb erlebt werden. Speziell interessierte Braunschweigerinnen und Braunschweiger erhalten als besonderen Anreiz eine persönliche Führung durch das historische Gebäude. Für Verköstigung mancher Art, Animationen für Kinder und weitere Attraktionen ist gesorgt.

“Paula” ist eine alte Braunschweigerin. 1863 wurde sie in der Broitzemer Feldmark für den Müller Wrede errichtet und wurde dann 1912 nach Steinhude versetzt. Baumeister waren der Hoheneggelser Mühlenbauer Theodor Burgdorff und die Mühlenbauanstalt von Luther & Peters aus Wolfenbüttel. Noch heute ist die Mühle in Betrieb und stellt auf ehrenamtlicher Basis spezielle Mehle aus Roggen, Weizen und Dinkel her. „Paula“ ist die letzte noch produzierende Windmühle in der Region Hannover und immer einen Besuch wert.

Leitung: Rüdiger Hagen

"Paula" in der Abendsonne. © Rüdiger Hagen

Hier ein kurzer geschichtlicher Abriss der nach "Müllerslust" von Braunschweig nach Steinhude "gewanderten" Mühle:

161 Jahre Geschichte der „Paula“

Die heutige Steinhuder Windmühle „Paula“ feierte letztes Jahr ihr 160-jähriges Jubiläum. In Steinhude steht die Mühle allerdings erst seit 1912. Erbaut wurde sie nämlich im Braunschweigischen, in der Feldmark vor Broitzem.

Am 4. August 1862 erfahren wir zum ersten Mal vom Vorhaben eines Baus einer Holländischen Windmühle mit zwei Mahlgängen und einem Spitzgang vor Broitzem:

An die Herzogliche Kreisdirection zu Braunschweig

Der Müllergesell Heinrich Friedrich Theodor Wrede aus Broitzem bittet ganz gehorsamst um Erlaubniß zur Anlegung und zum Betriebe einer Windmühle auf Broitzemer Feldmark.

1862 hat Wrede sich einen „Situations-Plan des Mühlenbauplatzes“ von Mühlenbaumeister Theodor Burgdorff aus Hoheneggelsen erstellen lassen.

Nach dem man Wrede von seiner noch ausstehenden Militärpflicht entbunden hatte, erfolgte bis Frühjahr 1863 der Bau der Mühle.

Die Mühle wurde von Mühlenbaumeister Theodor Burgdorff aus Hoheneggelsen und der Wolfenbütteler Mühlenbaufirma Luther & Peters, bei der Burgdorff zu damaliger Zeit tätig gewesen ist, errichtet. Nach dem Bau dieser Windmühle machte sich Burgdorff offiziell selbstständig und erhielt vom Amt Wolfenbüttel die Konzession für das Mühlenbauergewerbe. 1865 gründete er in Hoheneggelsen eine eigene große Mühlenbaufirma.

1864 kaufte Wrede vom Kothsassen Conrad Viedt ein weiteres Grundstück dazu und ließ darauf ein zweigeschossiges Wohnhaus im repräsentativen Fachwerkstil errichten, welches heute noch existiert.

1873 wurde die Mühle mit Wohnhaus für 7800 Mark an den Bäckermeister Carl van Nyssen verkauft, der die Windmühle nun für seine daneben eingerichtete Bäckerei als Mehlversorgerin nutzte. Der Wert der Windmühle wird um 1890 bei der Braunschweigischen Landes-Brand-Versicherung mit 18.339 Mark angegeben.

Der Sohn Carl van Nyssens, Albert van Nyssen, verkaufte die Mühle 1911 an das in Steinhude bestehende Mühlenkonsortium, dessen Bockwindmühle in diesem Jahr durch Blitzschlag zerstört worden war. Im Jahre 1912 wurde die Windmühle in Broitzem demontiert, per Fuhrwerk und Bahn nach Steinhude gebracht, und dort durch die Mühlenbaufirma Huischen aus Nienburg wieder aufgebaut.

In Steinhude hatte die ehemalige Broitzemer Holländerwindmühle ein bewegtes Leben zu erwarten. Das Mühlenkonsortium verpachtete die Mühle fortwährend. Der berüchtigte Februarorkan 1962 beschädigte die Mühle schwer. Um einen Wiederaufbau zu finanzieren, löste sich 1963 das Konsortium auf und es gründete sich der „Verein zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle e.V.“ als einer der ersten Mühlenerhaltungsvereine in Norddeutschland. 1964 konnte die Mühle nach dem erfolgten Wiederaufbau wieder in Betrieb gehen und erst 1979 stellte der Pächter Hubert Pare aus Altersgründen den Betrieb ein. Nach einigen Jahren als reine Museumsmühle nahm Müllerei- und Mühlenbautechniker Rüdiger Hagen 1999 die Mühle wieder zur Herstellung spezieller Mehle auf ehrenamtlicher Basis in Betrieb. So ist es bis heute geblieben. Unsere Windmühle „Paula“ ist ein aktiv betriebenes Technikdenkmal und vermahlt Roggen, Weizen und Dinkel hauptsächlich zu Vollkornmehlen für Privatkundschaft und einen regionalen Handwerksbäcker.

M ahlboden mit Schrotgang, Mahlgang und Walzenstuhl © Rüdiger Hagen

Veranstaltet von

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