Vivaldi meets Palmeri

Antonio Vivaldi – Gloria RV 589

Antonio Vivaldis „Gloria“ RV 589 ist eines der bekanntesten geistlichen Werke des Barock und entstand um 1715 in Venedig, vermutlich für das Mädchenwaisenhaus Ospedale della Pietà. Das festliche Werk in D-Dur umfasst zwölf Sätze, die den lateinischen Messetext „Gloria in excelsis Deo“ vertonen. Es vereint strahlende Chorsätze mit innigen Solopassagen, kraftvolle Trompetenklänge mit zarten Streicherfarben. Gleich der eröffnende Satz jubelt in barocker Pracht, während etwa „Domine Deus“ und „Qui tollis peccata mundi“ von tiefem Ausdruck und ergreifender Sanftheit sind. Vivaldi verbindet Glaubensfreude mit melodischer Eleganz und rhythmischer Lebendigkeit – ein Werk voller Licht, Energie und spiritueller Wärme, das bis heute als Inbegriff venezianischer Klangkunst gilt.

Astor Piazzolla – Adiós Nonino

Astor Piazzollas „Adiós Nonino“ entstand 1959 in New York als ergreifende Hommage an seinen verstorbenen Vater Vicente „Nonino“ Piazzolla. Das Werk gilt als eine seiner emotionalsten Kompositionen und verbindet melancholische Trauer mit der rhythmischen Leidenschaft des Tango Nuevo. In charakteristischer Piazzolla-Manier verschmelzen klassische Harmonik, Jazz-Einflüsse und lateinamerikanische Rhythmen zu einer einzigartigen Klangsprache. Das Stück beginnt mit einem elegischen Bandoneon-Solo, das den Schmerz des Verlustes ausdrückt, bevor es in energiegeladene, tänzerische Passagen übergeht – ein musikalischer Dialog zwischen Erinnerung, Schmerz und Lebenswillen. Adiós Nonino wurde zu Piazzollas Markenzeichen und steht exemplarisch für seine Kunst, aus dem Tango eine universelle, zutiefst menschliche Ausdrucksform zu machen.

Martín Palmeri – Oratorio de Navidad

Martín Palmeris „Oratorio de Navidad“ ist ein zeitgenössisches geistliches Werk, das 2003 uraufgeführt wurde und wie viele seiner Kompositionen Elemente des argentinischen Tangos mit klassischer Chormusik verbindet. Der aus Buenos Aires stammende Komponist – bekannt durch seine Misa a Buenos Aires (Misatango) – vertont im Oratorio de Navidad die biblische Weihnachtsgeschichte in einer einzigartigen Mischung aus lateinamerikanischem Rhythmus, emotionaler Melodik und sakraler Klangsprache. Charakteristisch ist die Verwendung von Bandoneon, Klavier, Streichern und Chor, wodurch ein warmes, zugleich festliches Klangbild entsteht. Palmeri verleiht dem traditionellen Weihnachtsthema eine moderne, südamerikanische Farbe – zwischen Besinnlichkeit und pulsierender Lebensfreude. Das Werk entfaltet in sechs Sätzen eine musikalische Reise von der Verkündigung bis zur Anbetung des Kindes und gilt als eines der eindrucksvollsten Beispiele für die Verbindung von Tango und liturgischer Musik.